Immer hört man von "Rücken"
Dabei ist es doch der Rumpf der trainiert, gestärkt und aufgebaut werden muss.
Versuch eine Übung:
Begebe dich auf allen Vieren auf den Boden, jetzt lass deinen Rücken nach unten hängen, wie eine Hängebrücke - es ist bequem, aber wie lange glaubst du kannst du mit dieser Position jemanden am Rücken halten ohne das du Schmerzen und weiters körperliche Probleme bekommst? Bei diesem Bild muss ich an einen Bandscheibenvorfall denken.
Nun mach einen "Katzenbuckel", drück den Rücken mal nach oben. Sprüe in dich hinein welche Muskeln hier zum tragen kommen? Du wirst merken dass es vorallem die Bauch- und Brustmuskeln sind, der Rücken bleibt eigentlich recht entspannt. Was glaubst du nun wie lange du in dieser Position jemanden tragen könntest? Wenn du deine Bauch- und Brustmuskeln gut trainierst und aufbaust, wird das wahrscheinlich sehr lange sein. Ohne Schäden davon zu tragen.

Hier ist eine gute Rumpfmuskulatur zu erkennen.
Hinter der Senkrechten
"Das Pferd ist ja hinter der Senkrechten" - Klar sollte das nicht sein! Aber mir kommt mittlerweile vor, man bewertet nur mehr an der Nase des Pferdes, ob gut oder schlecht geritten wird. Leider so einfach ist das nicht! Man muss schon das ganze Bild betrachten. Wie oft sieht man die Nase vor der Senkrechten, aber mit dickem Unterhals, dazu einem engen Genick und nach unten gedrücktem Rücken! Wenn man hier nur an der Nase das Reiten beurteilen würde, dann würde man es als gut empfinden.
Es ist aber nun mal einfach, zu erkennen, ob die Nase es Pferdes vor, an oder hinter der Senkrechten steht. Es wird schon komplexer das ganze Pferd zu beurteilen. Dazu sollte man den Rumpf, die Schulter, das Becken, den Hals, den Widerrist und das Genick betrachten. Pferde die ein leichtes Genick haben, wie die Moderne Sportpferdezucht, und noch wenig Kraft im Hals und Rumpf besitzen, kippen sehr schnell mal hinter die Senkrechte. Sie verkriechen sich sehr leicht, dem sollte man mit Training entgegen wirken - das braucht aber seine Zeit.
Pferde beurteilen ist nicht so einfach wie man oft denkt - man sollte seinen Blick schulen um zu erkennen.
Hilfszügel - oder besser gesagt "Hilf-LOS-Zügel"
Longierhilfe, Dreieckzügel, Schlaufzügel, Thiedemannzügel,..... und wie sie alle heißen. Leider hilft nichts davon dem Pferd, sie nützen nur einem Reiter der sich nicht mehr zu helfen weiß. Das ist jetzt hart ausgedrückt, aber so ist es nun mal. Egal welcher Hilfszügel eingesetzt wird, keiner ersetzt eine gefühlvolle, nachgebende weiche und unterstützende Reiterhand. Im Gegenteil, meinst sind es starre Riemen, die dem Pferd bei jedem Tritt einen Ruck im Maul verursachen. Das Pferd empfindet dieses natürlich nicht als angenehm und versucht sich dem zu entziehen. Es macht den Rücken fest, zieht das Kinn zur Brust, drückt dadurch den Widerrist nach unten und bekommt im Hals einen falschen Knick. Was aus Pferdesicht logisches Verhalten ist, denn so wird der Körper fest und der Schwung wird aus der Bewegung genommen - umso weniger Schwung umso geringer die Stöße im zarten Pferdemaul. Ich kann nur jedem davon abraten, diese Art der "Hilfe" zu verwenden. Es schadet dem Pferdekörper und diese Schäden müssen irgendwann behoben werden, meinst dann wenn das Pferd seine Schmerzen nicht mehr verbergen kann - sofern der Reiter zuhört. Das traurige daran ist, dass die Pferde ihre Freude an der Bewegung verlieren, genauso wie das Vertrauen zur Reiterhand. Eine gesunde Anlehnung ist so meist nicht mehr möglich. Wenn Pferde die falsche Muskulatur entwickelt haben, und die richtige Muskulatur zurückgebildet ist, kann man es oft auch am Verhalten erkennen. Zeichen dafür können zb: Ohren anlegen beim Satteln oder sogar schon beim Putzen, den Kopf beim Zäumen so hoch nehmen das es dem Reiter schwer fällt das Zaumzeug am Pferd anzubringen, beim Reiten zb Kopfschlafen - muss nicht immer Headshaking sein, zackiges Schweifschlagen, Zähne knirschen oder Zunge rausstrecken, Ohren anlegen während dem Reiten, Atem anhalten, untern Reiter davon laufen wollen oder nicht vorwärts gehen wollen, genauso wie rückwärts schieben, usw....., sein.
Wenn einem das Pferd vermitteln möchte, dass es mit dem Geschehen nicht einverstanden ist, sollte man auch hinhören versuchen. Natürlich gibt es Pferde die einfach keinen Bock haben 😀 und das nicht für sich behalten wollen, vorallem bei jungen Pferden kann es vorkommen, dass sich ihre Begeisterung in Grenzen hält, die würden lieber in ihrem Kindergarten auf der Weide herum spazieren und sich von niemandem was sagen lassen. Man kann das gut mit Kinder vergleichen, die anfangen in die Schule zu gehen und lernen sollten - das wollen die auch nicht. Also ich wollte auch lieber den ganzen Tag mit anderen Kindern am Spielplatz herum toben. "Widersetzen" aus Mangel an Begeisterung oder doch als Hilfeschrei? Da liegt es an uns dieses zu erkennen. Achtung ! - junge Pferde wachsen auch immer mal, das kann auch zu momentanen Schmerzen führen, genauso wie der Zahnwechsel, sollte man auch berücksichtigen.
Deutliche Zeichen wie Ohren anlegen, drohen, beißen versuchen und dergleichen, sollte man hinterfragen, es könnten vielleicht doch Schmerzen der Grund dafür sein.

Gedanken zum Thema Longieren, Toben oder Spielen
Longieren kann einen sehr guten Nutzen haben, ersetzt aber niemals einen gefühlvollen Reiter der das Pferd optimal unterstützen kann.
Ich selber longiere ausschließlich mit Kappzaum, Hilfszügel kommen nicht in Frage, da sie niemals dem Pferd helfen, sie machen ein Pferd nur hilflos. Auch wenn es hart gesagt ist, aber Hilfzügel brauchen nur Menschen die sich nicht anders zu helfen wissen, also quasi ein HilfLOSzügel.
Der sogenannte Hilfloszügel nimmt dem Pferd die Balance und unterbricht eine natürliche Bewegung, die von hinten nach vorne durchgehen sollte. Sie blockieren das Lernen, sich richtig auf gebogenen Linien zu bewegen, richtig den Schwerpunkt zu verschieben um Last aufzunehmen.
Es gibt wunderbare Übungen am Kappzaum, die das Reiten unterstützen, auch kann man an der Longe seine reiterliche Arbeit kontrollieren.
Longieren sollte dem Alter entsprechend angepasst werden. Junge Pferde sollten nicht permanent im Kreis laufen, da sind gerade Linien aus gesundheitlichen Gründen wertvoller. Also sinnvoll einbauen. Und kein Longenführer ist verpflichtet auf einem Punkt festzukleben.
Regelmäßiger Richtungswechsel macht das Ganze auch abwechslungsreicher.
Longieren kann man sehr gut zum lockeren Ausdauertraining machen oder genauso zu einer intensiven Krafteinheit. Gezieltes Einbauen der Arbeit an der Longe unterstützt das Pferdetraining enorm.

Wo ich immer einen Unterschied mache, ist zwischen Arbeit und Freizeit/Toben/Spielen. Bei der Arbeit gibt's kein Bocken, Steigen, Gangartwechsel nach Lust und Laune des Pferdes. Gibt viele Gründe warum man das unterbinden sollte. Ob an der Longe oder untern Sattel, beides ist Arbeit, und dient nicht zum herum bocken.
Wenn das Pferd nicht gelernt hat auf den Reiter/Longenführer zu hören, sind Verletzungen vorprogrammiert.

Man kann es nicht verhindern dass es nie passiert, man kann es aber beenden und in Ruhe der Arbeit wieder nachgehen
Wenn ich merke das mein Pferde, aus welchen Gründen auch immer, das Verlangen nach bocken, toben, spielen hat, dann kann ich dem natürlich auch nachkommen. Junge Pferde, aber auch ältere, brauchen diese Art der Bewegung, vor allem über die Wintermonate, wo die Böden auf der Koppel oft gefroren und ungeeignet sind oder auch mal wetteredingt keine Koppel möglich ist. Wenn man die Möglichkeit hat, sein Pferd in einer Halle frei laufen zu lassen, dann ist das die Freizeit, wo es sich austoben kann (bitte auch hier sollte das Pferd daran gewöhnt werden, ungewohnt kann das Pferd Stress entwickeln oder hysterrisch werden und sich verletzten - also immer gut überlegen und vorsichtig sein).
Sollte es keine Alternative geben dann biitte nur im Notfall an der Longe mal ausbocken lassen.
Natürlich müssen Pferd Spannungen abbauen, je nach Alter, Typ und Charakter. Auch können sie sich einfach mal verlegen haben oder beim Welzen was verschieben. Dann zwickt es mal und das wird oft durch bocken gleichgerichtet. Das Alles ist legitim und sollte erlaubt werden.
Man muss auch bedenken, Pferde die untern Reiter oder an der Longe machen was sie wollen, nach meinen Worten respektlos sind, gefährden nicht nur sich selber sondern auch andere Reiter und Pferde die in der Nähe sind.
Gedanken zum Thema Anreiten
Zu diesem Thema muss ich ein bisschen weiter ausholen, und zwar beginnt es schon bei der Aufzucht. Meiner Meinung nach beginnt das Leben eines Reitpferdes ja schon bei der Geburt, wir ziehen ja keine Wildpferde auf die dann in Freiheit leben sollten, sondern uns als Reitpferde später mal Freude bereiten werden. Also warum das Pferd nicht gleich bei der Geburt darauf vorbereiten? Warum wachsen viele Pferde wie ein Wildpferd, bis sie 3 Jahre alt sind auf, und bekommen dann quasi einen Schock, wenn es auf einmal in den Stall geht und sie oft noch auf schnellem Wege angeritten werden um vielleicht noch schnell verkauft zu werden? Versucht man es aus Pferdesicht zu betrachten, wird man feststellen das es vielleicht verständlich ist warum einige davon nicht sehr begeistert sind.
Aber schaun wir uns das Thema aus einer anderen Seite an, wie würde es für das Pferd aussehen wenn es von klein auf an alles gewöhnt wird. Meistens kennt die Stute des jungen Reitpferdes ja auch schon einiges. Putzen, führen, anhängen, halftern oder sogar verladen - kann man alles mal üben, genauso wie mal eine Decke drauf. Das heißt ja nicht das man dem Jungpferd die Kindheit stielt, das alles geht nebenbei. Die Wintermonate sind lange da hat man sicher immer wieder mal paar Minuten Zeit etwas zu üben. Das Pferd wird auf das spätere Leben vorbereitet und wenn es dann mal zum Anreiten geht wird alles kein Thema sein, weil der ganze Umgang von Klein auf was ganz normales ist. Von Frühling bis Herbst können sie die Zeit wunderbar auf Weiden verbringen und wenn man mal auf Besuch kommt kann man doch mal das eine oder andere abfragen, man wird merken das sich der ganze Umgang um einiges erleichter.
Was spricht dagegen mit dem Jungspund mal einen kurzen Ausflug mit dem Hänger zu machen? Am besten im Frühling verladen, zu einer nahegelegenen Wiese fahren und dort aussteigen und fressen lassen - ok es kann passieren das das Hottie nicht mehr heimfahren will 🙂 aber Fakt ist - das junge Pferd wird schon mal positive Erfahrungen mit dem Hänger machen, gerade das Verladen finde ich persönlich sehr wichtig, man weiß nie wann man es mal dringend braucht und es ist extrem beruhigend wenn man in jeder Situation sein Pferd in den Hänger schickt und losdüsen kann.
Eines ist klar - die Zeit und Geduld die man sich am Anfang mehr nimmt, wird einem später sehr viel ersparen!

Zur Übung den 1.Platz
Flush war gerade 4 jährig und übern Sommer auf der Alm - wie jeden Sommer. Durch gewisse Ereignisse mußte ich sie frühzeitig nach Wien in den Stall zurück holen. 3 Wochen nachdem der Jungspund vom Wildpferd wieder zum Reitpferd wurde, kam mir die Idee spontan auf ein Turnier zu fahren, einfach als Übung - just for Fun. Turnier angemeldet - DPA 4 jährige - und los ging es. Mein Ziel der Übung war, Flush daran gewöhnen dass wir auf ein Tunier fahren, dort den Bewerb runterreiten und wieder heimfahren, und das ganze nur WIR zwei. Quasi einen kurzen Ausflug machen - egal ob Turnier, Kurs oder zum Spaß in ein anderes Gelände.

Für mich gings am Turniertag um 5 Uhr los, ab in den Stall, Hottie abstauben und einflechten. Hänger bereit machen - verladen und losdüsen. Wir waren sehr früh dort, ich wollte ihr alles in Ruhe zeigen können und entspannt aufwärmen. Schon wurde mein Name durch die Lautspecher aufgerufen und wir waren dran. Flush war total entspannt - mein Ziel war somit erreicht. Wir ritten unsere Prüfung lockerflockig runter und damit war ich bereit zum heimfahren, als mir kurz danach jemand zum Ersten Platz gratulierte. von 7 Bewerber waren wir die Gewinner. Na gut dann drehten wir noch schnell die Ehrenrunde - ich hatte keine Ahung was zu machen ist aber den Pokal hatten wir ja schon 😀
Am meisten freute ich mich aber das wir einen entspannten Ausflug hatten - ich glaub sogar das es für mich aufregender war als für mein 4 jähriges Pferd.

Vorbilder
Zu meinen Vorbilder gehören Uta Gräf und Gerd Heuschmann.
Uta Gräf ist eine absolute Topreiterin, ihr Gefühl für Pferde ist unbeschreiblich. Wenn man ihr beim Training zusieht, erkennt man sofort wie wohl sich ihre Pferde fühlen. Das wäre meiner Meinung nach, Das was alle Reiter anstreben sollten. Mit Gefühl und Wissen ausbilden. Ich kann nur jedem empfehlen sich Videos von ihr anzuschaun und auch das eine oder andere Buch zu lesen. Buchtipps: Uta Gräf - "Feines Reiten auf motivierten Pferden" oder "Feines Reiten in der Praxis"
Gerd Heuschmann bemüht sich bereits seit vielen Jahren um eine bessere Pferdewelt. Er hat es gewagt die FN zu kritisieren. Ich selber war auf einigen Kursen von ihm und habe auch selber einen Kurs 2018 mit ihm veranstaltet. Es ist wunderbar ihm zuzusehen wie er Pferde reitet und korrigiert, es ist eine Freude zu sehen wie harmonisch sich die Pferde bewegen.
Leider gibt es zu wenige Reiter oder Trainer die diesen Weg gehen. Den Weg der Gesunderhaltung.
Buchtipps: Gerd Heuschmann. Kirsten Jung. Uta Gräf

Empfehlenswerte Videos
Gedanken zum Thema Turniere
Ich habe meine Turniererfahrungen gemacht, es waren lustige Ausflüge und Erfahrungen, aber für mich persönlich ist es nicht die Welt in der ich sein möchte. Ich kann aber nicht 100% ausschließen das ich keines mehr reiten werde. Vielleicht überkommt es mich mal und ich fahr doch noch auf eines. Ich frag ich auch oft warum ich doch so einige Turniere ging, ich denke ich wollte Lizenzen erreiten, vielleicht dachte ich es bringt mir persönlich etwas. Eigentlich aber nein.
Auch hab ich eine Zeit lang Erfahrungen im Protokollschreiben gesammeln. Ich kann es nur empfehlen, vorallem Reiter die selber gern Turnier gehen. Mir selber hat es sehr die Augen über die heutigen Turniere in der Dressur geöffnet.
Für mich macht es nicht automatisch eine guten Reiter aus weil er Turniere geht. Man kann auch ein sehr guter Reiter sein wenn man nur zuhause reitet wo es niemand anderer sieht. Dem Pferd ist es sicher egal wo es gut geritten wird.

Gedanken zum Thema Scheren
Man hört immer mal wie Leute negativ über gescherte Pferde reden, der Besitzer wäre ein Tierquäler - die Pferde dürfen nicht natürlich sein, usw bla bla bla...
Wenn man Pferde als Haustier hält ist das schon mal nicht mehr die Natur. Wenn man Pferde dann noch reitet, ist das noch weiter weg von der Natur. Pferde bewegen sich in der Natur nur so viel wie nötig, im Winter muß erst recht Energie gespart werden, kein Pferd läuft im Winter herum bis es nass geschwitzt ist - das macht für ein Pferd absolut keinen Sinn. In der Natur brauchen sie das Fell und wenig Bewegung um Energie zu sparen - man bedenke, die Energie muß ja wo herkommen, und im Winter kann das Futter sehr schnell knapp werden!
Also ich persönlich finde am Scheren nichts schlechtes! Man sollte nur wissen wie. Jedes Pferd ist mit einem anderen Winterfell ausgestattet, hab ich ein Exemplar mit wenig Fell na dann wird scheren überflüssig sein, hab ich ein Exemplar mit dem man den Nordpol erkunden könnte dann wird scheren notwendig sein um auch übern Winter zu trainieren ohne das das Pferd nach der ersten Trabrunde komplett nass geschwitzt ist. Es macht ja keinen Sinn wenn das Fell derart nass ist dass ich nach dem Reiten ewig spazieren gehen muss, genau hier können sich auch Pferde sehr schnell was einfangen.
Ich persönlich schere immer, vorausgesetzt das Pferd wird übern Winter geritten, in der zweiten Oktober Woche. Einmal das ganze Pferd bis auf die Beine. Dann kommt eine 50g Decke drauf und das reicht perfekt für die ganze kalte Jahreszeit. Die Pferde schieben von Oktober bis Dezember oder Jänner noch genug Fell nach, somit brauch ich nie eine Abschwitzdecke, hab beim Reiten kein nasses Pferd aber auch kein Pferd dem kalt ist sobald ich die Decke runtergebe, beim Putzen oder Aufwärmen. Was ich nicht für sinnvoll halte ist es im Jänner die Pferde kahl zu scheren. Wäre mir auch zuviel Aufwand - einmal 100g dann doch wieder 300g, permantens umdecken usw. Im Jänner kommt kein Winterfell mehr nach, mir wäre das zu risikoreich.
Und nochwas zu diesem Thema zum Schluss! Es gibt Pferde die dankbar sind wenn man ihnen die dicke Wolle runterholt. Diese Typen stellen sich gleich freiwillig hin wenn das Geräusch der Maschine ertönt 😉

Dem Pferd ein gutes Gefühl geben
Warum reiten wir? Warum steigen wir so gern auf den Rücken eines Pferdes? Habt ihr euch schon mal diese Frage beantwortet? Oder vergessen wir manchmal warum wir das tun? Was mich betrifft mach ich es weil es mir große Freude bereitet. Und zwar nicht weil ich auf diese Weise jemandem meinen Willen aufzwingen kann, NEIN - weil es für mich ein wunderbares Gefühl ist von so einem großen, sanften und feinfühligem Wesen getragen zu werden und ich das Gefühl habe Fliegen zu können. Ein Gefühl der wortlosen Verbundenheit. Ein Wesen das all meine Gefühle und Gedanken spürt.
Warum wird oft vergessen, dem Pferd ein tolles Gefühl zurück zugeben?
Reiten kann nicht nur dem Reiter Freude bereiten - auch Pferde können ein gutes Gefühl dabei haben, Freude an der Bewegung.

Prioritäten - Pferd vs Reiter
Kennt ihr das, wenn ihr voller Begeisterung mit einer neuen Schabracke in den Stall kommt? Wer kennt es nicht! Voller Euphorie und Motivation, weil ihr schon eine Vorstellung habt wie toll euer Pferd heute aussehn wird. Die Freude über das neue Equipment, auch ob Reiter und Pferd farblich abgestimmt ist, bleit leider einseitig, denn dem Pferd interessiert das nicht. Für das Pferd spielt nur eine Rolle ob das Equipment passt und keine Schmerzen verursacht - das wars.
Ich selber bin mittlerweile sehr minimalistisch geworden - es wird nur gekauft was notwenig ist, das ist meistens weit weniger als man denkt.
Ich selber hat bei meinen Pferden so gut wie nie einen Tierarzt gebraucht, ich hatte weder Sehnenschäden noch mußte ständig was eingerenkt werden, oder gar schlimmer - eingespritzt werden. Brauchte nie spezielles Zusatzfutter, Huföle oder dergleichen. Vielleicht war es Glück aber vielleicht auch guter Umgang und Haltung.


Kurzer Gedanke zum Beinschutz:
Hufglocken sind sehr gut wenn sich Pferde in den Ballen treten, kommt bei Jungpferden mit viel Gang gern vor, wenn sie älter werden sollten Hufglocken aber nicht mehr nötig sein da das Vorderbein schneller wird. Genau so das Anschlagen mit den Hufen, das Klacksen das man im Trab mal hört, zeigt ein Problem auf - können mehrere Ursachen sein und diese sollten behoben werden.
Gamaschen (Dressurgamaschen), verwende ich sehr gerne, wenn notwendig. Wenn Pferde große Bewegung haben dann kommen sie mit ihren Hinterbeinen weit nach vorne und da macht es sehr viel Sinn die Vorderbeine zu schützen, es kann sehr schnell gehen und das Pferd erleidet ein Überbein am Röhrbein das auch zu Problemen führen könnte. Ich verwende im Viereck die Dressurgamaschen und im Gelände normale Hartschalengamaschen und hinten Streichkappen. Vorallem Pferde die einen Vollbeschlag haben können sich blöde Verletzungen zuziehen. Auch bei diesem Thema gilt für mich - so wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Bandagen - ich sehe wenig Sinn darin. Ich hatte auch mal welche in Gebrauch, aber nur weil es schön aussah. Für mich ist der Aufwand auch zu viel, raufwickeln und dann wieder runter wickeln, aufrollen - nein danke. Es wäre den Aufwand wert wenn ich einen Nutzen dabei sehen würde, aber weder stützen sie die Sehne noch können sie einen Huftritt abfangen. Ich glaub mich zu erinnern dass es auch Studien gab die besagten das der Blutfluss negativ beeinträchtigt wird. Wer von uns trägt schon gerne eine Bandage?
Gedanken zum Thema Haltung
Offenstall, Box oder kompeltt wie ein Wildpferd?


Immer wieder hört man Diskussionen wie die Haltung eines Pferdes sein sollte. Aber ist es nicht so, dass jedes Pferd anders ist? Und auch andere Vorlieben besitzt? Was für das Eine gut ist, ist für ein Anderes der reinste Alptraum. Nicht jedes Pferd möchte im Offenstall, in eine vom Menschen ausgesuchte Gruppe, involviert werden. Andere lieben es auf Hektaren von Weiden in kompletter Freiheit zu leben, jedem Wetter ausgesetzt zu sein, wo der Andere lieber seine eigene trockene Box mit seinem Futter, jeden Tag auf der gleichen Stelle, vorzieht.
Meine Stute liebt die Weide, aber genauso kennt sie die Vorteile, vorallem im Winter, von einer Box. Sie liebt ihre Ruhe, wo sie von niemandem gestört wird und ihr niemand zu nahe kommt, sie das Futter nicht suchen muss sonder täglich einfach vor die Nase geschoben bekommt. Kein nasses Fell, welches dann noch Wind und Wetter ausgesetzt ist. Eine Box kann auch Schutz bieten.
In Montana konnte ich das auch sehr gut beobachten. Ich dachte davor immer wieder mal, dass unsere Pferde arm wären, nein das sind sie nicht! In Freiheit leben klingt toll, ist es aber nicht, jedenfalls nicht so wie wir das oft glauben. Wildpferde kämpfen jeden Winter ums überleben, nicht nur die Kälte sorgt für den Überlebenskampf, auch die Futtersuche, Raubtiere usw tragen genauso dazu bei. Dann ist noch zu bedenken, was passiert wenn es zu Zahn- oder Hufproblemen kommt? Da kommt kein Schmied oder Tierarzt vorbei. Es kommt auch vor, dass sie aus einer Herde ausgestoßen werden - dann ist der Schutz der Herde verloren. Ich konnte selber sehen, wie Wildpferde den Schutz einer Scheune auf einer Ranch dankend in Anspruch nahmen, wie sie sich reinzwängten damit alle Platz finden - richtig zusammengepfercht, sie konnten sich kaum rühren. Da ist eine einzelne Box der reinste Luxus dagegen.
Pferde in der Wildniss leben zwar frei, aber ob das immer das Beste ist? - Ich hab meine Denkweise, über die Haltung der Pferde, seit diesem Aufenthalt in Montana, geändert.
Geschichte - "Jetzt stell dich net so an"
Es ist lange her, es war bei einem Ausritt mit Phönix. Wir haben zusammen immer wieder sehr lustige Situationen erlebt - im Nachhinein lustig.
Zwischen uns war die Beziehung klar, ich hatte den Status Herdenführer und Phönix fühlte sich auch sehr wohl dabei, er war selber ein sehr skeptisches und unsicheres Pferd aber trotzdem mutig, mutig mit gestrichen voller Hose könnte man sagen.
Es war ein sonnig warmer Tag - sozusagen ein Traumtagerl. Wir ritten einen Wiesenweg entlang eines seichten Baches an einem Windschutzgürtel. Phönix hasste Wasser, aber ich fand diesen Bach so wunderschön, dass ich mir dachte es wäre ja fein wenn wir einmal im Wasser entlang reiten würden. Man stellt es sich so vor - ein ca 4 Meter breiter und nur 20 cm hoher Bach, mit fast weißem Boden, beide Uferseiten mit mehr oder weniger Schilf, von uns aus gesehen auf der anderen Seite des Ufers mit einem Windschutzgürtel abgeschirmt. Die Sonne scheinte auf das Wasser, ein leichter Wind streifte durch das Schilf. Als wir an einer Stelle vorbeikamen, wo ein Weg zum Bach war, wollte ich rein ins Wasser. Phönix wollte nicht! Er stand wie ein Bock. Naja ich geb ja nicht so schnell auf, dann stieg ich ab und zeigte ihm den Weg. Er trippelte mir brav nach, stoppte aber nochmal. Mit den tollen Worten : JETZT STELL DI NET SO AU konnte ich ihn dann schlussendlich überreden ins Wasser zu gehen. Ich vergaß zu erwähnen - es war ein Sumpfgebiet !
Ich stieg wieder in den Sattel des im Wasser stehenden Pferdes und streichelte noch seinen Hals mit den Worten - Schau wie scheeee.
Die Aktion ließ nicht lange auf sich warten. Wir stapften gemütlich den Bach entlang, das Schilft links und rechts wurde immer dichter, Phönix immer unrunder - er ahnte anscheinend schon mehr als ich. Auf einmal fing der Boden unter uns nachgeben an, zuerst konnte ich überhaupt nicht einordnen was gerade passiert. Phönix kämpfte unter mir mit dem Geichgewicht und dem Versinken seiner Hufe. Ich versuchte mich in die Mähne zu krallen da es mir auch schon schwer fiel im Sattel zu bleiben. Jetzt wars soweit, dass ich meine Nerven über Bord geschmissen habe, alles lag an meinem Pferd! Mit den Worten "Bitte hol uns da raus" hoffte ich, dass Phönix die Situation beherrscht und uns rettet.
Phönix wurde in sich ruhig, sah sich kurz um, während ich wie ein Klammeraffe auf seinem Rücken hockte, erkannte wo er durchs Schilf einen Ausweg fand und sprang mit ein paar bestimmten Galoppsprüngen aus dem Sumpf durchs dichte Schilf den Hang aufs Feld rauf.
Da standen wir nun! Ich sah verstört am Pferd, ließ mir die Situation in die ICH uns reingeritten hab nochmal durch den Kopf gehen. Phönix drehte seinen Kopf ganzlangsam zu mir nach hinten und starrte mich mit einem Auge sehr deutlich an, ich wäre am liebsten im Boden versunken - was wir paar Sekunden zuvor fast wirklich getan hätten. Er nahm den Kopf wieder langsam nach vorne - und mir war klar !!!! MEINEN CHEFSTATUS bin ich soeben losgeworden - berechtigt! Es war ein ganz eigenartiges Gefühl, ich spürte so deutlich das wir beide ganz genau wußten - ich hab mal nichts mehr zu sagen. Ich war Beifahrer am Heimritt. Ich wurde freundlich darauf hingewiesen wenn wir trabten oder galoppierten, aber das wars.
Phönix war ein sehr faires Pferd, ein faszinierender Charakter. Auf der einen Seite so ein Schisser aber dann wenns drauf ankam hat er das Komando übernommen, und das mit voller Ruhe und Überlegtheit. Zum Glück gab es nur ganz wenige Situationen wo er übernehmen musste. Es hat auch eine Zeit gedauert bis ich mir meinen Status wieder verdient hatte.

