Ich wurde bereits in meiner Kindheit durch die Serie „Black Beauty“ geprägt was das Thema Pferd und den Umgang mit diesem Lebewesen betrifft.
Was mir an dieser Serie immer sehr gefiel war die Freundschaft zwischen Mensch und Pferd die im Vordergrund stand. Dass durch diesen Zusammenhalt alles zu bewältigen war.
Leider mußte ich in der Realität dann bald erkennen dass das leider nur im Fersehen so war.
Was sieht man wirklich in den meisten Reitställen? Harmonie? Respekt? Freundschaft? Zufriedenheit? Geduld? Augenhöhe? Leider eher selten! Und genau das ist mein Thema und die Gesunderhaltung meines Partners Pferd. Denn eines sollte klar sein: KEIN Pferd ist dafür geboren den Menschen zu (er)tragen.
Reiten durfte ich im Alter von 11 Jahren „lernen“. Auf „Wicky“ – einem stürmischen 5 jährigen Haflinger, mit gratis Flugstunden. Im Grunde lernte ich nur wie ich mich in den Gangarten verhalten sollte, und dass ich nach einem ungewollten Abgang sofort wieder aufsteigen muss.

Es ging sehr schnell und ich bekam mein eigenes Pferd, einen 7 Jährigen Traber „Brillant“. Brillant war eine sehr starke Persönlichkeit, ich verdanke ihm meine Einstellung zu Pferden. Er nahm mich quasi an die Hand. Ich wuchs am Land auf und somit war mit Reitunterricht und dergleichen eher nichts. Ich hatte also mein Pferd und sehr viel Gelände. Also wagte ich mich alleine mit meinem neuen Freund in die Natur raus. Anfangs war ich natürlich sehr nervös, ich als 11 jähriges unerfahrenes Mädchen mit einem dominaten sehr lauffreudigen Wallach. Diese Erinnerung ist mittlerweile 34 Jahre her.
Eine wunderbare Erfahrung, nur mein Pferd und ich. Es war niemand dabei der uns was sagte oder anschuf. Wir konnten machen was WIR wollten. Es war allein unsere Entscheidung ob wir im Schritt die Natur genießen oder im Galopp den Wind spüren wollten. Welche Wege wir gingen – oder ob ich mich wieder mal verirrte und Brillant es ausbaden mußte. Er brachte mich immer sicher nach Hause. Er war in unserer Beziehung der Herdenführer, derjenige der für UNSERE Sicherheit verantwortlich war. Das war meine Kindheit mit Pferd und genau dieses Gefühl liebe ich heute noch – Das Pferd als meinen Freund und Partner.
Mein 2. Pferd war „Phönix“, ein 4 jähriger mit sehr ängstlichen und unsicheren Charakter. Auch Phönix hat mir sehr viel gelernt – vorallem das ich der starke von uns Zwein sein MUSS. Die Sicherheit die er brauchte, mußte ich lernen. Phönix war das komplette Gegenteil von Brillant. Durch ihn lernte ich was es bedeutet den Status Herdenführer zu vertreten.
Herdenführer zu sein (umgangssprachlich Chef sein) bedeutet nicht, dass alle zu tun haben was ich sage, Nein! Es bedeutet in erster Linie für Sicherheit zu sorgen!
Ein Pferd ist ein Herdentier genauso wie es ein Fluchttier ist – daran wird sich nie was ändern. Ein Pferd wird sich nie wie ein Mensch verhalten, aber der Mensch kann sich wie ein Pferd verhalten. Im Gunde bedeutet es, sobald wir uns mit Pferden abgeben, befinden wir uns in einer Herde, egal aus wie vielen diese Herde besteht. Es gibt also ein Alphatier sprich Leittier, derjenige der dafür am besten geeignet ist, wird die Herde also führen. Wenn man genau beobachtet, wird man erkennen, dass es oft nicht die Pferdebesitzer sind.

Was macht also ein Leittier aus? Wie sieht es in der Natur aus?
Ich hatte, als ich 30 war, die Chance in Montana Wildpferde beobachten zu können. Es ist unglaublich faszinierend, man kann die Kommunikation der Pferde direkt „hören“. Es ist fast unheimlich wie sensibel jedes einzelne Herdenmitglied auf die Aktion anderer reagiert. Was man auch sehr gut erkennt, ist dass das Leittier permanent alles im Blick hat, egal ob ein Junges aus Neugierde die Herde verläßt und wieder zurückgebracht werden muss oder ob ein Raubtier in der Nähe sein könnte und die Herde somit in Gefahr wäre. Egal ob Futter oder Wasserstellen gefunden werden müssen, es geht um Sicherheit – Sicherheit der Herde. Man erkennt schon, dass der Herdenführer einen schweren Job hat, und die Herdenmitglieder nur den dafür am besten geeigneten als Chef akzeptiert. Und genau das ist der Grund warum uns Pferde immer testen. Umso stärker unser Pferd ist, umso öfters wird es hinterfragen ob wir noch in der Lage sind unseren Job als Leittier bewältigen zu können – denn für das Pferd steht damit alles am Spiel, seine ganze Existenz. Das Leittier muss also immer hinterfragt werden, sollte es nicht mehr in der Lage sein, seinen Job auszuführen muss der nächste ihn in seiner Funktion ablösen, um die Sicherheit der Herde weiterhin zu gewährleisten.
Das Wesen Pferd zu verstehen sollte am Anfang stehen, wenn wir uns in dessen Gesellschaft begeben.
Und wollen wir am Pferd reiten, so sollten wir es richtig dafür vorbereiten. Denn ein Pferderücken ist nicht dafür gemacht etwas zu tragen. Und genau das ist es was ich lehren möchte. Ein muskulär gut aufgebautes Pferd kann so gut wie alles mit dem Reiter erreichen. Egal ob „NUR“ Freizeitpferd oder Dressur, Spring oder Vielseitigkeitspferd.
Jedes Pferd hat es verdient gesund zu bleiben.
